Die  Nachtigall
 

Das macht, es hat die Nachtigall die ganzer Nacht gesungen;
Da sind von ihrem suessen Schall, da sind in Hall und Wiederhall
die Rosen aufgesprungen.

Sie war doch sonst ein wildes Kind; nun geht es tief in Sinnen,
traegt in der Hand den Sommerhut und duldet still der Sonne Glut
und weiss nicht, was beginnen.

Das  macht, es hat die Nachtigall die ganze nacht gesungen;
da sind von ihrem suessen Schall, da sind in Hall und Widerhall
die Rosen aufgesprungen
 
 
 

Du bis wie eine Blume
 

Du bist wie eine Blume so hold und schoen und rein;
ich schau dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob die Haende auf's Haupt dir legen sollt;
betend, dass Gott dich erhalte so rein und schoen und hold
 
 
 
 

Der erste Kuss
 

Leise nannte ich deinen Namen und mein Aug warb um dich;
lieber Tommi, näher kamen unsre beiden Herzen sich.

Und du nanntest meinen Namen, hoffen liess dein Auge mich:
lieber Tommi, näher kamen unsrer beider Lippen sich.

O es war ein suesses Neigen, bis wir endlich Mund an Mund,
fest uns hielten, ohne Zeugen: und geschlossen war der Bund.
 
 
 

Ich und Du
 

Wir traumten voneinander und sind davon erwacht;
wir leben, um uns zu lieben und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume, aus deinem trat ich hervor:
wir sterben, wenn sich eines im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern zwei Tropfen, rein  und rund,
zerfliessen in eins und rollen hinab in des Kelchen grund.
 
 
 

Dein und mein Herz
 

Du gibst mir also nicht dein Herz? So gib das meine mir !
Denn, Liebe, hab ich deines nicht, was soll das meine dir!

Gib es mir wieder! Doch lass es sein! bekaem ich's auch zurueck,
du stiehlst es mir ja tausendmal mit jedem neuen Blick.

Behalte es! Wahr in deiner brust fortan der Herzen zwei-
Wohl hauchet eins und das andre an  mit Lieb und zarter Treu.

Und weg denn, Zweifel! weg, o Schmerz! Ich findet keine Statt;
ich glaub es fest, ich hab sein Herz, weil er das meine hat
 
 
 

Ganz oder garnicht
 

Wer da will der Liebe leben, muss sich ganz der Liebe geben,
sich nicht teilen, nicht zersplittern, ganz im Kuss hinueberzittern.

Muss des Herzen ganzes Draengen auf des Mundes Spitze zwaengen,
muss nicht denken, rechnen, kluegeln sich nicht fesseln oder zuegeln
.
Muss den Arm nicht aengstlich halten gilt es Hueften zu umfalten,
nicht voll Scheu die Hand befuehlen, gilt's im seidnen Haar zu wuehlen.

Muss im seligen Versenktsein unklar , ob er ist und denkt , sein